BIHLER-CHRONIK - 70 JAHRE INNOVATIONEN

Technikbegeistert wie eh und je

In diesem Jahr feiert unser Familienunternehmen sein 70-jähriges Jubiläum. Sieben Jahrzehnte, in denen wir mit hoher Innovationskraft dem Markt immer wieder die Richtung vorgegeben haben. 70 Jahre, in denen der Erfolg unserer Kunden stets an erster Stelle stand.

1956 entwickelte Otto Bihler den ersten Stanzbiegeautomaten der Welt. 1987 präsentierten wir die weltweit erste Software zur Konstruktion von Stanzbiegewerkzeugen. Zur Jahrtausendwende revolutionierte das servogesteuerte Umformsystem BIMERIC die Fertigung von Metallteilen aus Band- und Drahtmaterial. 2019 erhielten wir den Brose-Innovationspreis für eine besonders materialeffiziente Automationslösung für wasserdichte Elektromotorgehäuse. Und mit unserer neuesten modularen Maschinen- und Werkzeugtechnik und unseren digitalen Services sind wir für zukünftige Aufgaben bestens aufgestellt.

Wir freuen uns auf die weitere partnerschaftliche Zusammenarbeit mit Ihnen.

 

Der amerikanische Traum im Allgäu

Das heutige Unternehmen und die Geschichte von Bihler sind untrennbar mit dem Gründervater Otto Bihler verbunden. Einem Pionier wie er im Buche stand. Einem Mann, der im Allgäu seinen amerikanischen Traum lebte.

Otto Bihler erblickte am 26. Mai 1926 in der Schwangauer Straße in Füssen das Licht der Welt. Nach seiner Schulzeit machte er eine Lehre als Flugzeugmechaniker bei Dornier in Pfronten. Als 18-Jähriger diente Otto Bihler im zweiten Weltkrieg in der Normandie und geriet in zweijährige Kriegsgefangenschaft in den U.S.A. Dort musste er beim Pressenhersteller U.S. BAIRD in Connecticut Holzkisten zusammenbauen und hätte viel lieber eine Ausbildung zum Werkzeugmacher gemacht. 1946 kehrte Otto Bihler nach Deutschland zurück und war zunächst auf dem amerikanischen Flugplatz in Füssen beschäftigt.

Über die Schweiz zurück in die Heimat

Aufgrund des hohen Gehaltsniveaus zog es Otto Bihler Anfang der 50er Jahre in die Schweiz, um sich dort als Facharbeiter sein Startkapital für ein eigenes Unternehmen zu erarbeiten. In Olten fand Otto Bihler bei der Firma Stewo einen Arbeitsplatz, wo er mit der Problematik der Federnherstellung vertraut wurde. Er entschloss sich jedoch bald, seinen eigenen Federwindeautomaten zu entwickeln. Technische Ideen flossen hierzu von Eduard Brüller ein, den er 1952 auf der Fachmesse MUBA in Basel kennen- und schätzen gelernt hatte und der ebenfalls bei Stewo arbeitete. Otto Bihler verließ 1953 die Schweiz wieder, gründete seinen eigenen Handwerksbetrieb in Füssen und begann mit der Herstellung von Federn und einfachen Vorrichtungen zur Federnherstellung. Der Firmensitz des Ein-Mann-Betriebes befand sich in den Nebenzimmern der Autowerkstatt seines Freundes Franz Xaver Osterried in der Ziegelwies. Schon 1954 neigten sich die finanziellen Mittel dem Ende zu und so suchte Otto Bihler nach einem Partner. Mit dem Holzhändler Böckling gründete Bihler 1955 die Bihler-Böckling-Kommanditgesellschaft, deren Gesellschafteranteile zu je 50 Prozent aufgeteilt waren. 1956 ging die Firma Böckling in Konkurs und die mühselig aufgebaute Existenz von Otto Bihler drohte ruiniert zu werden.

Gemeinsam sind wir stark

Zu diesem kritischen Zeitpunkt kreuzten sich wieder einmal die Wege von Otto Bihler (rechts) und Martin Niklas. Die beiden hatten sich schon in jüngeren Jahren beim gemeinsamen Skifahren und Motorradfahren angefreundet. „Gemeinsam sind wir stark“, lautete die Devise als Martin Niklas bei der Bank für Otto Bihler geradestand und ihm und seinem kleinen Team das Fortbestehen seiner Arbeit ermöglichte.

Eine geniale Idee

Zunächst arbeitete Otto Bihler im Keller des Elternhauses seines ersten Mitarbeiters, Max Schneider, den er in der Schweiz kennengelernt hatte. Hier begann man mit der Produktion des Federwindeautomaten UFA-1. Später zog man mit acht Mann in eine größere Werkstätte – eine angemietete Mühle – in Pfronten-Weissbach um. Es war eine raue Zeit für den kleinen Handwerksbetrieb, der Tag für Tag um seine Existenz kämpfen musste. Es war aber auch die Zeit einer genialen Idee, denn hier in Pfronten entwickelte Otto Bihler angeleitet wiederum von Ideen von Eduard Brüller den ersten Stanz- und Biegeautomaten der Welt. Dieser war damals noch zweigeteilt, damit man ihn aus der Haustür herausbekam.

Der Durchbruch auf der Hannover-Messe

1957 war man finanziell wieder fast am Ende, doch Otto Bihler und sein kleines Team kratzten alle Ersparnisse zusammen, um die neue Radialmaschine RM 25 und den Federwindeautomaten UFA-1 auf der Industriemesse in Hannover auszustellen. Mit ihren letzten D-Mark kauften Otto Bihler und Xaver Settele auf der Fahrt nach Hannover mittags einen Gockel und verspeisten ihn am Straßenrand. Die fünf Messetage waren ein riesengroßer Erfolg und die beiden Maschinen machten Furore. Kostete die RM 25 am ersten Tag der Messe noch 7.000 DM, so stieg der Preis an jedem Tag um 1.000 DM. Trotz dieses fulminanten Preisanstieges waren die Auftragsbücher nach der Messe voll und so musste jetzt unbedingt ein eigenes Firmengebäude her. Die örtlichen Banken lehnten Otto Bihler jedoch jede Unterstützung für sein junges Unternehmen ab, da er keine Sicherheiten vorzuweisen hatte.

Die Erfolgsgeschichte geht weiter

In dieser schwierigen Situation half ihm erneut der Halblecher Sägewerksbesitzer Martin Niklas aus. Er stellte Otto Bihler ein Grundstück in Halblech sowie finanzielle Mittel zur Verfügung, ohne irgendwelche Sicherheiten zu verlangen. Es galt allein das verbindliche Wort zwischen zwei Freunden. Schon ein Jahr später wurde dann die erste Betriebsstätte in Halblech errichtet. Die Belegschaft zählte 1958 insgesamt 18 Mann, darunter Männer der ersten Stunde wie Max Schneider, Xaver Settele, Peter Peisl, Reiner Augenstein, Hans Riedhofer und Eduard Brüller. Bihler begann sofort mit der Ausbildung junger Menschen zu Werkzeugmachern, Maschinenschlossern, Elektrikern, Technischen Zeichnern und Industriekaufleuten. In den nächsten Jahrzehnten wuchs das Unternehmen ständig weiter. 1984 wurde Otto Bihler vom Bundespräsidenten für beispielhafte Leistungen in der Berufsausbildung, 1989 für seine Verdienste um die BRD mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet. Mit seiner Heimatstadt Füssen war er zeitlebens sehr eng verbunden und stiftete immer wieder stattliche Beträge für das städtische Museum.

„Man muss immer der Beste sein!“

Seine Lebensphilosophie lautete stets: „Du kannst nur am Markt bestehen, solange du der Beste bist.“ Otto Bihler verstarb am 19. Februar 1995 im Alter von 68 Jahren beim Skidoofahren in den Ammergauer Alpen. Als echter Pionier lebte er den amerikanischen Traum im Allgäu.

 

 

70 Jahre Bihler-Maschinen

UFA 1, KRM, RMP 25, BSA 45, ORM 0 oder GL 3000. Wer kennt sie noch die alten Kürzel? Lange ist’s her. All diese Maschinen haben zum Erfolg von Bihler beigetragen.

Ganz am Anfang wirkten die Maschinen noch einfach in ihrem Aufbau. Aber schon damals war das Grundkonzept das Gleiche wie bei den heutigen Stanzbiegeautomaten. Vieles wurde über die Jahrzehnte hin verbessert und optimiert. Herausgekommen sind zukunftsweisende Fertigungssysteme wie die GRM-NC, die BIMERIC Modular oder die Linearmaschinen LM 2000-KT und -NC. Gleichgeblieben ist die einmalige „Bihler-Qualität“.

Mach-Geschwindigkeit

Was versteckt sich eigentlich hinter den einzelnen Buchstabenkürzeln und Zahlen? Alles begann 1953 mit dem Universal-Federwindeautomat UFA 1. Ihm folgte 1956 die weltweit erste Radialmaschine RM 25. Die „25“ bedeutete, dass die Gesamtkraft aller Aggregate maximal 25 t betragen konnte. Der RM 25 folgte die GRM 50 (rechts), eine Große Radialmaschine mit insgesamt 50 t Gesamtkraft. Die MACH-1 (oben) durchbrach darauf mit 1.000 Hüben die Schallmauer in vielen Betrieben. Kurz vor der Jahrtausendwende stellte Bihler dem Markt die Multicenter MC-Baureihe vor. Die „42“ bei der MC 42 bedeutete, dass die Maschine zu den Werkzeugen der RM 40 kompatibel ist und zwei Bearbeitungsseiten besitzt.

Bihler wird numerisch

Im Jahr 2000 folgte das erste komplett NC-gesteuerte Fertigungssystem BIMERIC. Das Wort „BIMERIC“ setzt sich aus „Bihler“ und engl. für „numerisch“ = „numeric“ zusammen. Danach erschien die COMBITEC. Sie kombiniert eine starke Presse und große Umformkräfte auf einer Maschine. Übrigens: Unter dem Uralt-Kürzel KRM versteht man Kreis-Radialmaschine, die RMP 25 ist eine RM 25 mit vorgeschalteter stärkerer Presse (P) und BSA 45 bedeutet Bihler-Schnellstanzautomat. Bei der ORM 0 ist das „O“ eigentlich eine Null und weist darauf hin, dass diese Maschine die kleinste RM ist. Und die GL 3000 war eine Große Linearmaschine mit drei Großrädern. Alles klar?

Modernisierte Bihler-Maschinen finden Sie hier.

 

Eine erfolgreiche italienisch-bayerische Partnerschaft

1956 war Carlo A. Carutti auf der Suche nach Otto Bihler und stand ein wenig hilflos auf dem Bahnhof in Pfronten. Sein Vater hatte ihn geschickt, um den Maschinentechniker ausfindig zu machen.

Carlo A. Carutti sprach nur ein paar Brocken Deutsch, hatte keine Adresse von Bihler und war überrascht, dass Pfronten aus dreizehn Ortsteilen bestand. Über einige Umwege gelangte er schließlich in Bihlers Hinterhofwerkstatt in einem kleinen, mit Holzschindeln gedeckten Haus. Vier Stufen ging es hinab, dann gelangte man in ein Zimmer, das auf dem Boden und an den Wänden komplett mit Zeichnungen bedeckt war. In der Mitte des Raumes stand zudem noch ein großer Zeichentisch. Hier sah Carlo A. Carutti zum ersten Mal den Grund seiner Reise: den weltweit ersten radialen Stanzbiegeautomaten RM 25. Und dessen Erfinder: den jungen, berühmt-berüchtigten Skifahrer, verwegenen Skispringer und gelernten Flugzeugmechaniker Otto Bihler.

Vertreter per Handschlag

Die Maschine war einfach genial und genial einfach. Kreisförmig um ein Zentrum angeordnete Aggregate auf einer schräg gestellten Arbeitsplatte. Dieses Konzept brachte entscheidende Vorteile bei der Bearbeitung von Draht- und Bandmaterial. Begeistert rief Carlo A. Carutti seinen Vater an, der sofort seine Zustimmung zum Kauf gab. „Ich kaufe sie“, sagte der Italiener nur zu Otto Bihler, der ihn mit seinen großen, schwarzen Augen verwundert anschaute. Als ob er dem Mann mit dem schwarzen, breitkrempigen Hut nicht traute, den man auch leicht für einen Mafioso hätte halten können. Doch dieser streckte ihm zuversichtlich die Hand entgegen und per Handschlag besiegelten die beiden jungen Männer ihre Zusammenarbeit. So wurde Carlo A. Carutti Bihlers Vertreter in Italien. Nachdem Otto Bihler und Carlo A. Carutti die RM 25 auf der Mailänder Maschinenbaumesse präsentiert hatten, verkauften sie die Maschine wie warme Semmeln. Für einen der ersten italienischen Kunden pendelte Otto Bihler mehrmals mit seinem Borgward zwischen Pfronten und Italien, um die Maschine samt Werkzeugen in Betrieb zu nehmen. In den Folgejahren fanden die Bihler-Automaten dann vor allem im Norden Italiens reißenden Absatz. Hier waren es besonders Drahtverarbeiter und Stanzereien, die mit den neuartigen Maschinen ihre Produktivität und Qualität deutlich steigern konnten.

Werbematerial im Wandel der Zeit

In den letzten sieben Jahrzehnten hat sich nicht nur das Aussehen der Bihler-Maschinen gewandelt, auch unser Werbematerial unterlag im Laufe der Zeit textlichen und optischen Veränderungen.

Damals gab es noch keine digitalen Medien und Firmenbroschüren hatten einen sehr hohen Stellenwert. Man warb in diesen mit bedachten Worten ohne Anglizismen und mit langen Schachtelsätzen um die Gunst der Kunden. Die Schwarz-Weiß-Fotografien waren noch echte Handarbeit und präsentierten meist viel Metall und keine Menschen. Aber diese einfach gestalteten, umfangreichen Prospekte enthielten doch alle wichtigen Informationen, mit denen man das Vertrauen der Kunden gewann. Und wenn man sie heute so durchblättert, haben viele Vorteile der Bihler-Automaten noch immer ihre Gültigkeit.

Als Beispiel hier der einführende Text einer Bihler-Firmenbroschüre aus den 1960er Jahren: