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„Neue Wege gehen“

Im Gespräch mit Prof. Dr. Wolfram Volk

Die digitalisierte Produktion und der Einsatz von Künstlicher Intelligenz sind die Antwort auf die drei großen Herausforderungen in der Umform- und Biegetechnik. Dabei müssen produzierende Unternehmen auch ganz neue Wege gehen, meint Prof. Dr. Wolfram Volk.

Worin liegen die aktuellen Herausforderungen in der Umform- und Biegetechnik?

Eine Herausforderung in der Umform- und Biegetechnik liegt in der Anpassungsfähigkeit auf sich verändernde Randbedingungen wie Material-, Temperatur- oder Reibungsschwankungen. Hier gilt es, die aktive Fehlerkorrektur und Genauigkeitsverbesserung weiterzuentwickeln. Die zweite Aufgabe liegt in der Ausschussminimierung und der Reduzierung fehlerhafter Bauteile. Dort steht eine zu einhundert Prozent automatisierte Fehlerkontrolle mit dem Ziel der garantierten Fehlerfreiheit im Fokus. Drittens wird die die Nachvollziehbarkeit von Daten vom Materiallieferanten bis zum fertigen Bauteil („Traceability“) immer wichtiger, um im Reklamationsfall die Fehlerursache lückenlos nachvollziehen zu können.

Welche Rolle spielen dabei Digitalisierung und Künstliche Intelligenz (KI)?

Die Digitalisierung der Produktion ist eine der wesentlichen Antworten auf die aktuellen Herausforderungen. Die Grundlage dafür bildet die Inline-Sensorik, die alle relevanten Anlageninformationen aufnimmt. Die Sensordaten schaffen im Sinne eines digitalen Schattens zunächst einmal die nötige System-Transparenz. Anlagen, die wie die Bihler-Systeme flexibel und zugänglich sind, bieten für die Sensor-Integration ideale Voraussetzungen. Bei der Verarbeitung der Daten kommt die Künstliche Intelligenz ins Spiel und zwar im Sinne von lernenden Modellen und Datenkorrelationen. Sie ermöglichen die Betrachtung von Ursache- und Wirkungsketten ebenso wie die Fehler- und Grenzwerterkennung. Entsprechende KI-Anwendungen können dann bei Bedarf eigenständig reagieren, beispielsweise in Form von Aktoren, die bei sich abzeichnenden Qualitätsproblemen selbständig gegensteuern. Aus der IT sind derartige kommerzielle KI-Applikationen verfügbar und die vorrangige Aufgabe für die Fertigungstechnik ist nun, diese mit einer geeigneten robusten Sensorik sowie einer passenden und hinreichenden Aktorik zusammenzubringen.

Was ist aus Anwendersicht bei der digitalisierten Produktion relevant?

Die Eintrittshürden für den KI-Einsatz in der Produktion sind relativ niedrig, und es lassen sich mit entsprechendem Know-how sehr schnell signifikante Erfolge erzielen. Im gesamten Datenmanagement muss man dabei allerdings neue Wege gehen und sich öffnen. Anwendungen wie die Corona-App zeigen, dass das unter Einhaltung aller Datenschutzvorgaben durchaus möglich ist. Auch unter diesem Aspekt ist Bihler aus meiner Überzeugung als seriöses einheimisches Unternehmen der richtige Digitalisierungs-Partner, mit dem produzierende Unternehmen einen entscheidenden Mehrwert für sich generieren können.

Prof. Dr. Wolfram Volk (*1968) studierte an der TH Darmstadt Physik und Mechanik und promovierte 1999 am Stuttgarter Institut für Mechanik. Im Anschluss arbeitete er bei der BMW AG in München. Seit 2011 ist er Ordinarius des Lehrstuhls für Umformtechnik und Gießereiwesen (utg) der TU München und zusätzlich seit 2016 Mitglied der Institutsleitung des Fraunhofer-Instituts für Gießerei-, Composite-und Verarbeitungstechnik (IGCV).

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